Die Legende der böhsen onkelz by Lerchenfeldt Conrad

Die Legende der böhsen onkelz by Lerchenfeldt Conrad

Autor:Lerchenfeldt, Conrad [Lerchenfeldt, Conrad]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Musik
ISBN: 9783868835601
Herausgeber: Riva Verlag
veröffentlicht: 2015-03-09T00:00:00+00:00


Seltsame Wege:

Zwischen Boykott und Annäherung

Die Onkelz machten weiter. Und sie machten vor allem weiter Musik. Im Jahr 1993 stand die nächste Veröffentlichung auf dem Programm, und dieses Mal sollte es nicht bei einem Album bleiben. Die Band veröffentlichte gleich zwei Aufnahmen in einem Jahr – im Grunde ein Doppelalbum, dessen Hälften jedoch einzeln auf den Markt kamen. Die Titel lauteten Weiß und Schwarz, was symbolisch für Anfang und Ende oder auch für eine helle oder eine dunkle Seite stand. Thematisch ließ sich dieses Hell und Dunkel auf den beiden Alben nicht eindeutig unterscheiden, denn auch Weiß bildete keinesfalls einfach eine Ansammlung optimistischer Inhalte. So bezog »Fahrt zur Hölle«, sicher auch mit Blick auf Vorfälle und Eindrücke des Vorjahres, Stellung gegen die unveränderte Anprangerung durch die Presse. Der begegnete man unter anderem damit, dass man das eigene Selbstverständnis und das Missverständnis der Öffentlichkeit »für die Blinden und die Tauben noch ein allerletztes Mal« klarzustellen versuchte. Die Blinden und die Tauben, das waren natürlich wieder die Journalisten, für die man die Titel der Platten auch in Blindenschrift auf die Cover drucken ließ.

Daneben enthielt Weiß auch einen Titel, der nun wirklich eindeutig Forderungen erfüllte, wie sie in der Sendung Na und? der Konzertveranstalter aussprach, der den Boykott von Onkelz-Konzerten vorantrieb. »Deutschland im Herbst« stellte eine eindeutige Verurteilung der Vorfälle in Rostock-Lichtenhagen und Mölln dar. Vor allem auch eine Anklage gegen die Täter, die deutlicher kaum ausfallen könnte. Der Text beklagte die blinde Wut dieser Personen und den blinden Hass. Und wer immer noch Zweifel an der Gesinnung der Onkelz hatte, musste spätestens nach einer Zeile wie »Ich sehe braune Scheiße töten« umdenken. Denn »braune Scheiße«, das sind Worte, die eindeutig für Neonazis stehen, die sinn- und kopflos Gewalttaten begehen. Was noch dadurch unterstrichen wurde, dass die Onkelz in dem Text »hirnlose Parolen« und »rassereine Lieder« anprangerten.

Schwarz war thematisch ebenfalls nicht eindeutig auf ein Thema gerichtet, sondern eher breit gestreut. »Worte der Freiheit« behandelte das Thema der deutschen Einheit und vor allem den Bereich, dass die Menschen im Osten des Landes nun erkennen mussten, dass die neue Situation einen hohen Preis hatte und die Menschen durch viele Versprechen betrogen worden sind. »Das Messer in der Wunde« wiederum trug einen Titel, der deutlicher nicht sein konnte: Er richtete sich erneut an die Person, die Andreas Trimmi Trimborn das Messer in die Brust gerammt hatte, und beschrieb die Wut, den Schmerz sowie die Ohnmacht, die man angesichts des als so ungerecht empfundenen Gerichtsurteils spürte. Sowohl Weiß als auch Schwarz erschienen am 4. Oktober 1993 und damit einen Tag nach dem Tag, an dem die deutsche Einheit offiziell gefeiert wurde – was durchaus als ein symbolischer Akt gesehen werden konnte.

Beide Alben bekräftigten mit ihren Verkaufserfolgen, dass die Böhsen Onkelz zu einer der großen deutschen Rockgruppen herangereift waren. Zwar erreichte keines eine Chartplatzierung wie Heilige Lieder, das es bekanntlich auf Rang fünf brachte. Doch trotz der gleichzeitigen Veröffentlichung, die für Käufer beider Alben zusammen natürlich auch eine vergleichsweise hohe Investition bedeutete, erreichte Weiß Platz zehn und Schwarz immerhin noch die Chartplatzierung zwölf.



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